Hofherr-Schrantz
Austro Junior System Porsche mit 14 PS:Baujahr 1958 (fertig)
Die Geschichte erzählt, dass Adolf Hitler im Jahre 1937 die Landwirtschaft und die Bevölkerung motorisieren wollte. Er beauftragte die Deutsche Arbeitsfront Ferdinand Porsche mit der Entwicklung eines landwirtschaftlichen Kleinschleppers, dem Volkstraktor. Im Volksmund genannt „Volksschlepper“ wurden in Stuttgart diverse Prototypen gebaut. Parallel dazu sollte der Volkswagen die Massenmotorisierung ermöglichen. Der Traktor musste preiswert und robust sein, mit geringem Wartungsaufwand und für alle Arbeiten im bäuerlichen Bereich genügend Leistung bieten.
In den 1950ern und Anfang der 1960er stellte der Automobilbauer Porsche damals noch Porsche-Diesel Motorenbau GmbH in Manzell am Bodensee die Traktoren mit Dieselmotoren her.
Das Modell Junior 108/4 von Porsche-Diesel wurde im Frühjahr 1958 als einmalige Kleinserie mit 150 Stück produziert.
Danach erwarb die österreichische Firma Hofherr-Schrantz die Lizenz für den Junior 180/4 und baute ihn mit reduzierter Drehzahl als Austro-Junior System Porsche weiter.
Diese innovativen Traktoren waren mit einem luftgekühlten Diesel-4-Takt-Motor ausgestattet und hatten technische Neuerungen wie Aluminium-Leichtbauweise, ölhydraulische Kupplung und Ölschleuder. Je nach Leistungsbedarf erfolgte der Aufbau der Motoren nach dem Baukastensystem mit ein bis vier Zylinder. Der Motor war keilriemenlos und daher robust und musste wenig gewartet werden. Sie waren die modernsten Traktoren dieser Zeit – zu einem konkurrenzlos günstigen Preis.
Wegen der großen Nachfrage wurde die Produktion im neu errichteten Werk in Friedrichshafen am Bodensee unter der Mannesmann AG weitergeführt.
Ab dem Jahre 1963 wurde die Produktion der Porsche Diesel Traktoren wegen der großen Konkurrenz von leistungsstärkeren Modellen und der Konkurrenz aus dem Ausland eingestellt. Die Versorgung mit Ersatzteilen wurde damals von Renault gewährleistet.
Den Hofherr-Schrantz – Austro Junior System Porsche mit 14 PS hat mir mein Sohn geschenkt. Einer seiner Freunde hat seinen Bauernhof aufgelöst.
Im November 2014 habe ich mit den Zerlegungsarbeiten des Hofherr-Schrantz begonnen. Es war notwendig, ihn komplett zu zerlegen, zu säubern und zu entrosten.
Die kaputten Teile habe ich durch neue ersetzt, die ich bei einem Porschesammler kaufen konnte.
Den Zylinder habe ich honen lassen und einen neuen Kolben eingebaut. Der Honprozess ist ein spanabhebendes Verfahren und erzeugt finale Funktionsoberflächen. Die Gestaltung des Rauheitsprofils ist von großer Bedeutung ebenso wie die Maß- und Formgenauigkeit. Dies kann eine möglichst glatte Oberfläche sein, aber auch eine raue Topographie mit Schmierölbevorratung.
Einige Teile konnte ich selbst reproduzieren mittels Drehen und Schweißen. Die Kugellager habe ich durch neue ausgetauscht.
Haube und Kotflügel habe ich lackieren lassen. Felgen, Hebel und andere Kleinteile wurden pulverbeschichtet. Den Traktorkörper habe ich selbst lackiert.
Für den Hofherr-Schrantz – Austro Junior System Porsche gibt es noch ein altes Reparatur-Handbuch.
Beim Zusammenbau habe ich neue Dichtungen und Simmerringe eingebaut und mit Dichtungsmasse die Gehäuseteile abgedichtet. Das Reparatur-Handbuch sowie Maßtabellen und Einstellungswerte waren wertvolles Nachschlagewerk und eine große Hilfe beim Zusammenbau.
Der Motor des Hofherr-Schrantz ist ein luftgekühlter Motor. Ich habe ein neues Zündschloss und eine neue Startbetätigung sowie eine Blinkanlage und eine neue Beleuchtung aufgebaut. Die Lichtmaschine wurde neu gewickelt, da die alte abgebrannt war.
Die Kontrolllichter wurden ebenfalls erneuert. Die Elektrik wurde neu verkabelt. Das schöne Erfolgserlebnis nach fast einem Jahr Zerlegungs-, Restaurierungs- und Erneuerungsarbeiten und dem Wiederzusammenbau ließ nicht auf sich warten: Beim ersten Start ist der Traktor angesprungen und die erste Ausfahrt konnte stattfinden.